Mittwoch, 4. Juli 2012

Revanche

Mir ist aufgefallen, dass ich mich noch für einen Text von einer Freundin revanchieren muss. Lina ist aus reinem Zufall auf meine Seite gestoßen. In ihrer Lobeshymne, wie sie selber ihren Beitrag nennt, schreibt sie von einer bemerkenswerten Offenheit meinerseits, die mir aber nur möglich wurde, da ich meinen Blog unerkannt führen konnte. Damit will ich jetzt nicht andeuten, dass es plötzlich abreißt, nur weil mein Blog enthüllt und erkannt wurde, ich will nur sagen, dass es keinesfalls bewundernswert ist, dass es mich sehr viel Mut gekostet hat und das es auch noch lange gedauert hätte, wäre dieser Zufall nicht eingetreten. Ich freue mich, dass er ihr gefällt, genauso wie ich mich über jeden weiteren freuen werde, den ich begeistern kann.
In vielen Sachen ist sie viel mutiger als ich, dafür bewundere ich sie. Mir gefällt ihr Schreibstil unheimlich gut, ich erkenne nichts Gezwungenes, sondern genauso viel Wahrheit, wie ich versuche in meinen Texten zu vermitteln. Dieses Lob ist mir unheimlich kostbar, natürlich muss ich sie noch einmal kneifen, ganz ungeschoren kommt sie mir nicht davon;) 

Unbekannt

Ich sitze und warte. Unfreiwillig. Ich will mich ablenken. Mache alles Mögliche und merke doch, dass mich das nicht ablenkt. Ich bin nervös. Will ihm gefallen, und dann ist es mir wieder egal. Er soll mich hassen, damit dies sein letzter Anruf sein wird, und doch nicht. Eine lang versteckte Sehnsucht und Hoffnung keimt wieder auf. Eigentlich sollte er mir so bekannt sein wie ich mir selber, so wie früher. Aber das ist lange her. Alles hat sich verändert. Ich hab mich verändert. Er hat sich entschieden, dass ich ihm das Miterleben dieser Veränderung nicht wert bin. Bin ich wütend? Verletzt? Eigentlich liegt das doch schon lange hinter mir. Ich hab mich mit dem Jetzt arrangiert. Das beste aus dem gemacht was mir blieb. Ich hab mir meine eigene Familie gesucht. Menschen, die mich noch nie im Stich gelassen haben und immer bei mir waren. Die mich kennen. Die keine Fremden für mich sind. Du bist mir fremd. Aus Vertrauen ist Misstrauen geworden. Lange war ich dir egal. Lange warst du mir egal.
Und jetzt stürzt das alles ein. In der halben Stunde, in der ich auf das Klingeln des Telefons warte.
Ich hoffe darauf das ich dich wieder erkenne. Mir wenigstens deine Stimme Vertrauen und Sicherheit schenkt. Es klingelt. Will ich wirklich abnehmen? Was wenn ich wieder enttäuscht werde und dabei den Menschen verletze, der im Moment mein einziger Halt ist. Wie soll ich mich melden? Das wir den selben Nachnamen tragen wird es ihm einfach machen. Er gehört aber auch mir. Ich will mich nicht verstellen. Leider ist das alles ein Teil von mir, der mich geprägt hat und mich zu dem Menschen gemacht habe der ich heute bin. Ich nehme ab und bin ich. Eingeschüchtert, aber ich.
Seine Stimme schafft es mir das in Erinnerung zu rufen, was mir bei meinen Überlegungen die ganze Zeit gefehlt hat. Wir waren uns nah, doch diese Nähe gibt es nicht mehr. Es ist ein Neuanfang. Vorsichtig lernt man sich neu kennen. Und diese fremde Stimme am anderen Ende der Leitung ist nur der Anfang.